Prämien 2020 der Krankenkassen steigen nur um 0,2 Prozent
Verschnaufpause: Prämien 2020 der Krankenkassen steigen nur um 0,2 Prozent
Zürcher, Berner oder Luzerner dürfen sich freuen: Sie bezahlen nächstes Jahr weniger für die Grundversicherung als heute. Doch die Krankenkassen wollen nichts von einer Trendwende wissen: Die Gesundheitskosten stiegen auch in Zukunft stark.
Seit einiger Zeit stehen die Gesundheitskosten weit oben im Sorgenbarometer der Schweizer Bevölkerung. Doch jetzt gibt es gute Nachrichten: Im kommenden Jahr wird sich die Situation für die meisten Haushalte nicht noch weiter verschärfen. Die durchschnittlichen Prämien 2020 steigt lediglich um 0,2 Prozent, wie Gesundheitsminister Alain Berset am Dienstag bekanntgab. Sie beträgt – über alle Kantone und Altersgruppen hinweg – 315 Franken 40. Die minime Zunahme ist eine historische Ausnahme: Seit 1996 sind die Prämien jährlich im Schnitt um 3,8 Prozent gestiegen. Dass es nun anders ist, führt Berset vor allem auf Massnahmen zurück, die er selber getroffen hat: So hätten sein Eingriff in den Ärztetarif Tarmed sowie Kostensenkungen bei Medikamenten Einsparungen von Hunderten Millionen Franken gebracht.
Erwachsene zahlen nächstes Jahr eine durchschnittliche Prämie von 374 Franken 40, 0,3 Prozent mehr als 2019. Noch besser sind die Neuigkeiten für junge Erwachsene von 19 bis 25 Jahren, für die sich die Prämie gar um 2 Prozent reduziert. Bereits 2019 hat diese Altersgruppe stark profitiert – dank einer Anpassung des Risikoausgleichs zwischen den Kassen sanken ihre Ausgaben für die Grundversicherung um 15,6 Prozent. Für Kinder und Jugendliche ändert sich hingegen im nächsten Jahr wenig: Ihre Eltern bezahlen für sie weiterhin durchschnittlich knapp 100 Franken im Monat.
Allerdings gibt es zwischen den einzelnen Kantonen beträchtliche Differenzen, die sich auf eine unterschiedliche Zusammensetzung der Bevölkerung bezüglich Altersstruktur und Gesundheitszustand zurückführen lassen, aber auch auf das Konsumverhalten im medizinischen Bereich. Die höchsten Prämien 2020 zahlen auch die Bewohnerinnen und Bewohner von Genf, Basel und Waadt. Am anderen Ende des Spektrums stehen Appenzell Innerrhoden, Uri und Nidwalden.
Die grössten Kostensteigerungen stehen nächstes Jahr den Neuenburgern und den Tessinern bevor. Die Regierung des Südkantons kritisiert diese Entwicklung als «inakzeptabel», zumal die Kassen schweizweit über genügend Reserven verfügten und entsprechend nicht auf Mehreinnahmen angewiesen seien. Anlass zur Freude hat hingegen die Bevölkerung in jenen zehn Kantonen, in denen die Durchschnittsprämie sogar sinkt. Dies gilt für Zürich, Bern oder Luzern.
Laut dem Ärzteverband FMH ist es auch den Medizinern zu verdanken, dass sich das Kostenwachstum und damit die Prämienentwicklung stabilisiert habe. Obwohl immer mehr Eingriffe ambulant durchgeführt würden, hätten sich die Kosten bei den frei praktizierenden Ärzten nicht erhöht. Entsprechend hält die FMH den Vorwurf der Mengenausweitung, den die Mediziner oft zu hören bekommen, für unbegründet.
Pessimistischere Töne kommen vom Krankenkassenverband Santésuisse: Es könne leider nicht von einer dauerhaften Trendwende gesprochen werden. Wenn weitere kostendämpfende Massnahmen ausblieben, würden die Kosten künftig um jährlich 3 bis 4 Prozent steigen – und entsprechend auch die Prämien wieder. Der Konkurrenzverband Curafutura betont, dass der Systemwechsel zu einer einheitlichen Finanzierung ambulanter und stationärer Leistungen gelingen müsse.
Kommentare
Keine Kommentare möglich.