Die Krankenkassen-Prämien steigen und steigen. Für sie muss ein immer grösserer Teil des Haushaltbudgets herhalten. Zunehmend übersteigen die Prämienkosten sogar die Ausgaben für die Steuern. Im Tessin geben bereits 51 Prozent der Haushalte mehr für die Krankenkasse aus als an den Fiskus ab. In Genf ist es mit 46 Prozent auch bald die Hälfte der Haushalte.
Krankenkasse kostet mehr als Steuern
Krankenkasse kostet mehr als Steuern
Die neusten Zahlen des Bundesamts für Statistik zeigen: Bei über einem Drittel der Haushalte übersteigen die Kosten für die Krankenkassenprämien bereits die Ausgaben für die Steuern. Spitzenreiter ist das Tessin: Hier gibt schon die Mehrheit mehr für die Prämien aus.
In Zürich und St. Gallen ist für mehr als ein Drittel der Familien die Prämienlast höher als die Steuerlast. In Luzern liegt der Anteil bei 30 Prozent. Das zeigen die neusten Zahlen des Bundesamts für Statistik (BFS)
Ostschweizer zahlen anteilsmässig am meisten
Das BFS weist die Zahlen aber nur für die acht bevölkerungsreichsten Kantone aus. Das Bundesamt macht aber auch Angaben darüber, wie die Anteile in den verschiedenen Landesregionen verteilt sind: In der Ostschweiz ist demnach der Anteil der Haushalte, die mehr Prämien als Steuern zahlen, mit 35,9 Prozent am höchsten. Dicht gefolgt von der Genfersee-Region mit 35,5 Prozent.
In der Zentralschweiz liegt der Anteil bei 34,4 Prozent. In der Nordwestschweiz zahlen 32,2 Prozent der Haushalte mehr für die Kasse als an den Staat. Am besten fahren die Einwohner des Mittellands mit einem Anteil von 27,9 Prozent – was natürlich immer noch ein hoher Anteil ist.
Wenn die Steuern in einem Kanton besonders hoch sind, fällt im Verhältnis dazu zudem der Anteil für die Krankenkassen geringer aus. Der Anteil der Haushalte läge noch höher, wenn die Geringverdiener keine Prämienverbilligung erhalten würden.
Wermuth: «Ausmass ist skandalös!»
Das BFS hat die Zahlen auf Anregung des Aargauer SP-Nationalrats Cédric Wermuth (33) hin erhoben.
Was jetzt vorliegt, findet er «skandalös». Die Zahlen zeigten, dass sich die öffentliche Hand auf Kosten der Bürgerinnen und Bürger schadlos halte. «Man wusste ja, dass die Bevölkerung stark unter den hohen Prämien leidet. Dass bald 40 Prozent der Bevölkerung mehr Krankenkasse als Steuern zahlt, überrascht mich doch», sagt er.
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Krankenkasse kostet mehr als Steuern
Aufwind für SP-Initiative
Das Ergebnis dürfte der SP Aufwind geben: Sie sammelt derzeit Unterschriften für eine «Prämienentlastungs-Initiative». Diese verlangt, dass maximal zehn Prozent des verfügbaren Einkommens für die Krankenkassenprämien bezahlt werden müssen.
Laut dem Monitoring-Bericht 2017 des Bundesamts für Gesundheit (BAG) müssen Haushalte derzeit im Schnitt 14 Prozent des verfügbaren Einkommens für die Krankenkasse aufwenden. Kantonal ist die Belastung aber sehr unterschiedlich. «Am tiefsten ist sie im Kanton Zug mit 7 Prozent und am höchsten in den Kantonen Jura und Basel-Landschaft mit 18 Prozent», schreibt das BAG.
Die SP-Initiative dürfte noch dieses Jahr zustande kommen. «Wir sind jetzt schon auf Kurs mit den Unterschriften. Wenn wir weiter dranbleiben, haben wir sie bis zu eidgenössischen Wahlen am 20. Oktober zusammen», ist Wermuth überzeugt.
Auch CVP sammelt Unterschriften
Doch nicht nur die Genossen sammeln Unterschriften. Auch die CVP will mit einer Volksinitiative die hohe Prämienlast bekämpfen. Die Christdemokraten wollen dafür eine «Kostenbremse im Gesundheitswesen» einführen. Wie CVP-Chef Gerhard Pfister (56) im SonntagsBlick sagte, sind hier mehr als die Hälfte der erforderlichen Unterschriften beisammen.
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